In einem Land weit, weit entfernt …

In einem Land weit, weit entfernt …

Es war einmal ein Land weit, weit entfernt, in dem viele, viele Menschen in riesigen Städten lebten. Doch das Land war nur ein halbes Land, vor vielen Dekaden war es geteilt worden. Es war, als hätte ein Riese eine Linie quer durch die Halbinsel gezogen. In einem Krieg, der „der vergessene Krieg“ genannt wurde und in dem viele Menschen ihr Leben gelassen hatten, hatte sich diese Grenze immer wieder verschoben, bis sie am Ende doch wieder am selben Ort gezogen worden war.
Jenseits dieser Grenze herrschte ein fürchterlicher Tyrann. Kaum jemand hatte dessen Reich je betreten und keiner je verlassen, und jene, denen es doch gelang, erzählten schreckliche Geschichten von Unterdrückung, Leid und Hungersnöten. Der Tyrann tat, als täte er das alles zum Wohle des Volkes, doch wer ihm in Worten oder Gedanken widersprach, verschwand und ward nie wieder gesehen …

Wir bereisten dieses Land vier Wochen lang — und waren damit ziemlich allein. An Tagen, an denen wir durch Seoul streiften, trafen wir kaum zwei Handvoll Nicht-Asiaten, an anderen Tagen kam es vor, dass wir für Stunden gar keine Westler sahen. Südkorea bietet keine großen touristischen Highlights (wohingegen der totalitäre Nachbarstaat im Norden für seine ausgewählten Besucher einen perfekten Scheinstaat inszeniert), fast hätten wir gesagt, das Land sei untouristisch, doch dann fielen uns die vielen Asiaten auf, die mit den Koreanern Englisch sprachen. Noch sind wir nicht so weit, dass wir auf den ersten Blick Koreaner von Japanern von Chinesen von Taiwanern unterscheiden können, doch so viel können wir sagen, Südkorea scheint im asiatischen Raum ein beliebtes Reiseziel zu sein.

Statt also nur Touri-Attraktionen abzuklappern, stromerten wir stattdessen viel durch die Städte, erlebten das Alltagsgeschehen zwischen Tradition und Moderne, entdeckten das bunte Treiben der lokalen Märkte und tauchten in Seitengassen voller Skurrilitäten ab.

Reise-Knigge für Südkorea weisen oft darauf hin, lauthalses Lachen sei hier nicht gern gesehen, der westliche Besucher möge sich daher maximal ein Lächeln abbringen. Das ist Quatsch. Wir erlebten die entspannten und unaufgeregten Südkoreaner als fröhliches, kinderliebes, zu Späßen aufgelegtes Völkchen in einem bunten Land voller kulinarischer Highlights und verspielter Elemente.

Was uns auf jeden Fall fehlen wird und wir dem HVV ans Herz legen werden, sind Fanfarenstöße, bevor die U-Bahn einfährt:

2 Gedanken zu „In einem Land weit, weit entfernt …

  1. Für den HVV und seine Teilgesellschaft Deutsche Bahn kann ich leicht eine ganze Liste mit Empfehlungen aus dem koreanisch-japanischen Nahverkehr zusammenstellen.

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