Reise nach Jerusalem

Reise nach Jerusalem

Jerusalem ist derart aufgeladen mit Geschichte(n) und Religion(en), man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.

Wenn Alt Jaffa in Tel Aviv wie Hamburg-Altona ist, ist Jerusalem wie das alte Berlin: Eine große Mauer, internationales Politikum, geteilt in Ost und West und beide Hälften möchten gern Hauptstadt sein.

Die Altstadt Jerusalems hinter der beeindruckenden Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert beschwört allein schon durch die Namen ihrer Tore Geschichte herauf: Wir durchschritten das Jaffa Gate, das Damascus Gate und King Faisal’s Gate.

Nach dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg und der Teilung Jerusalems fiel Ostjerusalem 1948 zusammen mit der Altstadt an Jordanien; die westlichen Altstadttore wurde vermauert und die historischen Bauten verfielen. Mit dem Sechstagekrieg und dem Sieg Israels 1967 änderte sich die Situation: Unter israelischer Verwaltung wurden Anbauten an der Stadtmauer abgerissen und Parks errichtet, das Marokkanische Viertel wurde zerstört, um den großen Platz vor der Klagemauer zu schaffen, und das Jüdische Viertel wurde saniert.

Wir nahmen uns für die Erkundung der Altstadt mehrere Tage Zeit. Wir stiegen in Tunnel hinab zu den Fundamenten der Klagemauer und fast 2000 Jahre alten römischen Straßen, wir kletterten auf die Zinnen der Stadtmauer und wir liefen über die Dächer des darunter liegenden Souk, ein Weg, den die orthodoxen Juden — schwarzer Anzug, Schläfenlocken, Handy am Ohr und immer in Eile — als Abkürzung nutzen und von wo aus man einen tollen Über- und Einblick in das Häusermeer und das Treiben der Stadt hat.

Unter uns teilte sich die Altstadt in vier Quartiere auf: das Jüdische, das Muslimische, das Christliche und das Armenische Viertel, die an den Rändern fließend ineinander übergehen. In die Gassen der Altstadt einzutauchen, ist wie eine Zeitreise in einen großen altertümlichen Basar (wären da nicht all die Jesuskeuze und Dornenkronen, Plastikmaschinengewehre und Guns n’ Moses T‑Shirts in den Shops).

Dann plötzlich, in einer Gasse, die aussah wie jede andere Altstadtgasse, begann das Gedränge. Murmelnd betende Touristengruppen kamen uns entgegen, eine davon trug ein großes Holzkreuz. Wir hatten die Via Dolorosa erreicht, Leidensweg Jesu Christi vom Amtssitz Pontius Pilatus’ bis zum Hügel Golgatha und Ziel unzähliger Pilger.

Womit wir hingegen nicht gerechnet hätten, war, mitten im Christlichen Viertel auf das Haus des Weihnachtsmanns zu stoßen (wir hätten das irgendwie weiter nördlich verortet). Aber, wie unsere Freundin Silvi bemerkte, „irgendwie auch biblisch logisch“ :-).

Wunschzettel, die wir übermitteln sollen, einfach in den Kommentaren posten.

Lesetipp: Leon Uris’ Roman Exodus beschreibt anschaulich die Vorgeschichte und Gründung des Staates Israel. Die Verfilmung aus dem Jahr 1960 ist ein ziemlicher Technicolor-Schinken, aber das Buch ist empfehlenswert.

3 Gedanken zu „Reise nach Jerusalem

  1. Längere Schnipsel der sehr sehenswerten Tagesdoku „24h Jerusalem“ von Heise & Kufus aus dem Jahr 2013 findet man noch auf YouTube.

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