Die unverrückbare Leiter

Die unverrückbare Leiter

Die Grabeskirche im Christlichen Viertel der Jerusalemer Altstadt, errichtet an der Stelle, wo laut Überlieferung die Kreuzigung und das Grab Jesu waren, zählt zu den größten Heiligtümern des Christentums. Architektonisch von außen eher zusammengestückelter Stilmix der vergangenen Jahrhunderte als eindrucksvoller Sakralbau, ist die Grabeskirche unter nicht weniger als sechs Konfessionen aufgeteilt, die ihre Claims exakt abgesteckt haben: die griechisch-orthodoxe, die römisch-katholische, die armenisch-apostolische, die syrisch-orthodoxe, die koptische und die äthiopisch-orthodoxe Kirche, deren Mönche in improvisierten Lehmbauten auf dem Dach leben. Die Bereiche und Zugangsberechtigungen innerhalb der Glaubenswohngemeinschaft sind durch strenge Richtlinien geregelt; werden diese von einer Gruppe übertreten, ist der Teufel los. (Es geht die Geschichte von einem Mönch, der an einem heißen Sommertag 2002 seinen Stuhl zwanzig Zentimeter weiter in den Schatten rückte und mit dieser Grenzüberschreitung eine Prügelei auslöste.)

Was hat das mit der Leiter im Bild zu tun? Mitte des 18. Jahrhunderts stellte jemand diese Holzleiter auf dem Sims an der Außenwand ab. Aus Angst vor möglichen Grenzverletzungen und daraus resultierenden Gewaltausbrüchen hat seitdem niemand gewagt, die Leiter zu verrücken oder zu entfernen.

Quelle: Atlas Obscura (empfehlenswerter Sightseeing-Guide für obskure Orte)

5 Gedanken zu „Die unverrückbare Leiter

  1. Was für ein kurioses Detail, davon habe ich noch nie gehört 🙂 Ich finde es immer sehr seltsam, wenn man an orten ist, wo schon vor 2000 Jahren Menschen gelebt haben. Geht es euch auch so?

    1. Das geht uns auch so. Wobei 2000 Jahre ja ein so gewaltiger Zeitraum sind, das man ihn gar nicht richtig fassen kann. Und wenn man dann bedenkt, wie viele Bauten aus dieser Zeit noch relativ gut erhalten sind, das ist schon krass.

  2. Auf dem Gebiet der schönsten Stadt der Welt lebten vor 2000 Jahren auch schon Leute. Nur erinnert da nicht viel dran. Also hält sich meine Ehrfurcht in engen Grenzen. 🙂

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