Trainspotting

Trainspotting

Für den ersten Abschnitt unseres Japan-Trips haben wir einen zweiwöchigen Japan Rail Pass gekauft, mit dem man die meisten Shinkansen-Schnellzüge und alle weiteren Züge der Japan Railways Group nutzen kann, eine Investition, die sich definitiv gelohnt hat, denn schon Einzelfahrkarten für den „Super Express Train“ sind recht teuer und je öfter wir fuhren, desto mehr Geld sparten wir, so unsere Milchmädchenrechnung. Was dazu führte, dass wir sogar für einen Tagesausflug die kurze Strecke von Osaka nach Kobe (15 Minuten) mit dem Shinkansen fuhren, nur um in der Heimatstadt des berühmten Rinds Kobe-Beef zu essen — einfach nur, weil wir es konnten und weil es so cool ist, Shinkansen zu fahren.

20 Sitzreihen à 5 Sitze pro Wagon, rechneten wir während der Fahrt, das bedeutete bei 16 Wagen, dass unser Zug mit Hochgeschwindigkeit 1.600 Passagiere beförderte!*

Shinkansen in Japan bedeutet Zugfahren in Superlativen: Konkurrenzlose Pünktlichkeit (alle Shinkansen-Züge haben pro Tag zusammengerechnet eine Verspätung von unter fünf Minuten), Höchstgeschwindigkeiten bis zu 320 km/h (440 im Testbetrieb), in 55 Jahren keine Unfälle, und falls doch (bei einem Erdbeben 2004 entgleiste ein Zug), gibt es nicht einmal Verletzte.

Schon diese japanische Dampflokomotive erreichte 1954 einen Geschwindigkeitsrekord von 129 km/h. (Wir vermuten die Verwendung von Superzündis.)

Bereits 1940 begann die staatliche Eisenbahngesellschaft Japans im Rahmen des „Geschosszug“-Projektes mit dem Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken. Dann kam der Krieg. Erst 1959 konnten die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden, doch pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 1964 verkehrte die „Dream Super Express“ genannte Baureihe 0 mit 220 km/h zwischen Osaka und Tokio.

Seitdem wurde das Shinkansen-Streckennetz konsequent ausgebaut und die Bullet Trains hinsichtlich Geschwindigkeit, Komfort und Umweltfreundlichkeit bis hin zur aktuellen N700-Baureihe weiterentwickelt.

Das Geheimnis hinter der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Shinkansen liegt im eigenen Schienennetz der „Super Express Trains“, das mit Tunneln und geraden Strecken für Hochgeschwindigkeitsfahrten optimiert ist und durch die Trennung vom übrigen Bahnnetz dafür sorgt, dass kein Shinkansen auf Regional- oder Güterzüge warten muss. Bahnfahren wie in einer anderen Welt: Streckenbauarbeiten sind in Japan kein Grund für Verspätungen und sollte der Zug doch einmal mehr als eine Minute zu spät ankommen, entschuldigt sich der Schaffner persönlich bei den Fahrgästen.

Woher wir das alles wissen? Wir waren die Tage im Railway-Museum in Nagoya, in dem neben einem Modellbahn-Diorama und weiteren Eisenbahnexponaten für Trainspotter und andere Interessierte die Triebwagen der einzelnen Shinkansen-Baureihen in Originalgröße ausgestellt sind (um einen Shinkansen in voller Länge zu beherbergen, müsste die Museumshalle mehr als 400 Meter lang sein).

Unser Fazit: Zwar zieht die Deutsche Bahn gegen die überpünktliche Hochgeschwindigkeitskonkurrenz aus Japan den Kürzeren, aber was Modelleisenbahnen angeht, haben wir in Hamburg mit dem Miniaturwunderland ganz klar die Nase vorn.

* Unsere Rechnung ging, wie sich zeigte, nicht ganz auf: Wegen der beiden Triebwagen passen in einen Shinkansen „nur“ 1.123 Passagiere.

5 Gedanken zu „Trainspotting

  1. Danke, für die Infos, ihr Lieben.
    Wir sind ja aus Geiz-Gründen nur eine Strecke mit dem Shinkansen gefahren und fanden das Gratis-Eis, das verteilt wurde, am tollsten. Wobei Fabis Green-Tea-Eis nur so lala geschmeckt hat 😀

    Fühlt euch gedrückt.

    1. Gratis-Eis? Haben wir mit unserem JR-Pass als Quasi-VIP-Kunden nicht gekriegt. 😉
      Fabis Eindruck vom Green-Tea-Eis können wir aber bestätigen. Wir sind auch lieber wieder auf Vanille umgestiegen.
      Viele Drücker zurück!

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