In einem Land, das derart fortschrittsorientiert ist wie Japan, ist für Vergangenes wenig Platz. Gesammelte Zeugnisse und Relikte aus der jüngeren Vergangenheit liegen im Verborgenen und wollen gefunden werden.

Wie im Ramen-Museum in Yokohama. „Ist jetzt nicht so der Brüller“, fanden wir, als wir zwischen ein paar Informationstafeln, dem langweiligen Museumsshop und einer geschlossenen Carrera-Bahn umherschlenderten. Doch dann stiegen wir im Hintergrund ein paar Betonstufen hinab …

… und standen mitten in einer Filmkulisse: eine zweigeschossige Untergrundstadt voller Ramen-Bars, dekoriert im Stil einer längst vergangenen Zeit.

Ähnlich in Takayama: Das Gebäude, das von außen wie der Eingang zu einem heruntergekommenen Programmkino mit obskurer Filmauswahl wirkte, beherbergte nebenan ein rumpeliges Geschäft voller Blechspielzeug und klebriger Retro-Süßigkeiten. Doch kaum traten wir hinten im Laden durch die halblangen Vorhänge, die den Einblick in das Dahinter verwehrten, standen wir mitten im Japan der Shōwa-Zeit: Filmplakate und Blechschilder, Spielautomaten und Haushaltsgeräte, Einrichtungsgegenstände und allerhand Tand in komplett eingerichteten Klassenräumen, Wohnungen, Geschäften und Straßenszenen boten dem Besucher eine Zeitreise in die Ära Kaiser Hirohitos (1926–1989).

Eine amüsante Reise ins Gestern. Andererseits aber auch erschreckend, wenn einem in einem Museum plötzlich Alltagsgegenständen aus der eigenen Kindheit gegenüberstehen.

„Yesterday Once More“: Every sha-la-la-la, every wo-o-wo-o … Dem Hit der Carpenters kann man sich in Asien nur schwer entziehen, zu allgegenwärtig ist ihre Fahrstuhlweichspülmusik als Hintergrundbeschallung.