Tsunami 3/11

Tsunami 3/11

Unser Trip nach Sendai führte uns an den Küstenabschnitt im Nordosten Japans, der am stärksten von dem Tsunami vor acht Jahren betroffen war. Ausgelöst durch das Tōhoku-Erdbeben im März 2011 (in Japan als „3/11 Earthquake“ bekannt), traf damals die größte Tsunami-Flutwelle in der Geschichte auf die japanische Ostküste.

Im Stadtzentrum von Sendai gelegen, war unser Hotel circa 10 Kilometer von der Küste entfernt. Um zum Memorial Community Center zu gelangen, in dem die Auswirkungen des Tsunamis auf die unmittelbare Umgebung dokumentiert sind, fuhren wir mit der 2015 eröffneten U-Bahn-Linie bis zur Endstation, 4 Kilometer hinter der Küste. U-Bahnhof und Ausstellungszentrum lagen hinter dem Schnellstraßendamm, der 2011 die Wucht der Tsunami-Wellen in Richtung Landesinnere gestoppt hatte.

Für den weiteren Weg nahmen wir den Bus, der einmal stündlich verkehrte und in dem es neben uns nur einen weiteren Fahrgast gab. Nach wenigen Minuten passierten wir den Wall mit der Schnellstraße.

Dahinter: nicht mehr viel. Plattes Land. Ein paar Reisfelder. Ein Friedhof. Einige wenige Häuser in Leichtbauweise von der Art, wie sie in den verwackelten YouTube-Videos von 2011 von den Fluten fortgerissen wurden. Viele Baustellen.
Und eine ehemalige Schule.

700 Meter von der Küste entfernt, bot der vierstöckige Betonbau der Arahama Elementary School 320 Bewohnern der Umgebung Zuflucht vor den mörderischen Fluten, bevor sie von dort mit Hubschraubern aus dem Gefahrengebiet gerettet werden konnten.

Heute dient das Schulgebäude — von Trümmern befreit — als Erinnerungsstätte. Wieder einmal stellten wir fest, dass ein unverändert erhaltenes Gebäude* mit all seinen Schäden uns einen besseren Eindruck vermittelte als jedes kuratierte Dokumentationszentrum. (Insbesondere in Japan, einem Land, in dem man dazu neigt, unangenehme Geschichte kollektiv zu ignorieren und totzuschweigen.) Die Stille der verlassenen Klassenzimmer gab genug Raum zum Nachdenken und die großformatigen Abbildungen einen guten Eindruck davon, wie es hier nach dem Tsunami ausgesehen hatte, als die Flutwelle ganze Autos vom Parkplatz in die Klassenräume gepresst hatte. Diesen Status festzuhalten wäre wahrscheinlich unmöglich, aber das perfekte Memorial für das 3/11 Earthquake gewesen.

Das YouTube-Video zeigt die Zerstörungen in der Umgebung der Schule acht Monate nach dem Tsunami:

* Lediglich Teile des Gebäudes wurden instandgesetzt, da es weiterhin bei Tsunamis als Evacuation Building dient.

Ein Gedanke zu „Tsunami 3/11

  1. Wahnsinn, wie lange das schon wieder her ist. Bei uns ist das Thema ja schon lange wieder aus dem Sinn. Unvorstellbar wie das sein muss, wenn eine 14Meter hohe Wasserwand auf Dich zu kommt.

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