Geonbae!

Geonbae!

„No water“, warnte uns die Kassiererin im Mini Mart an der Ecke, als wir unsere vermeintliche Flasche Wasser zum Kassentresen trugen, und hob verneinend die gekreuzten Arme.
Schon eine Weile im Land, wussten wir gleich, was sie meinte.
Dabei hatte die Flasche neben den anderen großen Plastikflaschen mit transparenter Flüssigkeit (okay, 1.800 Milliliter war eine etwas eigenartige Füllmenge, aber kenn sich da einer aus in Asien) ganz wie stilles Wasser ausgesehen.
War es aber nicht.

Soju, das Lieblingsgetränk der Koreaner, wird seit dem 14. Jahrhundert aus Reis in Kombination mit Kartoffeln, Weizen oder Gerste destilliert. Neben diesen traditionell hergestellten Marken werden bei den Massenprodukten (2012 wurden drei Milliarden Flaschen verkauft) Ethanol und Wasser gemischt. Ergebnis beider Verfahren ist eine 20-prozentige Spirituose, mehr oder weniger lecker.

Doch weiter nach Japan zu ziehen ohne das koreanische Nationalgetränk zu probieren, war wie Korea zu verlassen ohne Bibimbap gekostet zu haben.
Also los, Soju kaufen. Die grünen 360 ml Glasflaschen im Supermarktregal mit den leicht bekleideten Mädchen drauf und ausschließlich koreanischer Beschriftung sahen auf jeden Fall ganz danach aus. Nur, und das machte uns stutzig, eine Flasche kostete umgerechnet nur 1,30 Euro. Das konnte doch kein Schnaps sein.
War es aber.

Zurück im Hotel, schritten wir zum Selbstversuch. Schmeckt wie Schnaps, befanden wir, aber nicht besonders toll. Die Cocktail-Variante gemixt mit Bier überdeckte zwar den Geschmack, knallte aber auch mehr rein.
Soju wird klassischerweise als Shot getrunken, dennoch konsumieren die Koreaner das Zeug auf ihren Sauftouren nach Feierabend gallonenweise. Neben dem Fläschchen, das wir uns besorgten, und den als Wasserflaschen „getarnten“ Größen entdeckten wir am Ausgang des Marktes auch praktische 3,6-Liter-Flaschen (die für das ungeübte Auge aussehen wie Kanister mit Brennspiritus). Kein Wunder, dass im Viertel um unser Hotel in Busan die Männer schon um sieben Uhr abends durch die Straßen torkelten.
Unser Glück, dass uns die Verkäuferin gewarnt hatte, wir hätten unseren Irrtum vermutlich nicht einmal am Preis gemerkt und lägen heute noch verkatert von unserem „Wasser“ im Hotelbett danieder.

Geonbae! (건배) bedeutet „Prost!“ und ist (zum Bier) fester Bestandteil unseres schmalen koreanischen Wortschatzes.

5 Gedanken zu „Geonbae!

  1. Ja, die klassische ein Sho-Flasche mit 1,8 Litern Inhalt erfreut sich auch in Japan großer Beliebtheit als Verpackung für traditionelle Getränke. Sehr schön aber auch die 100 ml aus dem Automaten, etwa Ozeki one cup, die man den Ahnen auch gerne auf dem Friedhof spendiert. Prost.

  2. Schön, wenn man bei stechendem Durst die vermeintliche Wasserflasche an den Hals hebt und dann einen Schwall Schnaps bekommt 🙂
    Wieviel Gallonen habt ihr denn so geschafft?
    Und gibt es einen Kopfschmerzfaktor?

    1. Wir haben schon bei der kleinen 360 ml Flasche aufgegeben und sind dann auf Makgeolli (naturtrüber Reiswein mit weniger Prozenten) umgestiegen.
      Tatsächlich ist Abends-Soju-saufen-mit-dem-Chef in Kombination mit Morgens-trotzdem-am-Schreibtisch-sitzen in Südkorea derart verbreitet, dass im Land eine eigene Anti-Kater-Industrie entstanden ist:

      1. Interessanterweise ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern in Südkorea und in Deutschland laut UN Liste genau gleich. Insgesamt hat natürlich Korea die Nase deutlich vorne. Frauen trinken ja eher wenig, wenn das denn beim früheren Sterben eine Rolle spielt.

        1. Vielleicht kommt die hohe Lebenserwartung daher, dass hier alle so gern Knoblauch essen? (In voll besetzten U-Bahnen auf jeden Fall ein Traum …)

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