A City without Soul?

A City without Soul?

Seoul. Zum ersten Mal ins bundesdeutsche Bewusstsein rückte die südkoreanische Hauptstadt mit der eigenartigen Schreibweise mit der Sommerolympiade 1988. (Die Winterspiele fanden damals in Calgary statt, aber dazu kommen wir später.)

Seoul, das im Koreakrieg komplett zerstört wurde und 1951 einen Anblick bot wie Berlin nach dem zweiten Weltkrieg, wuchs in den Wirtschaftswunderjahren der Sechziger, als Südkorea den Sprung vom armen Agrarland zum modernen Industriestadt vollbrachte, rapide an und gilt heute oft als „City without Soul“.

Mit 10 Millionen Einwohnern ist die Bevölkerungsdichte fast doppelt so hoch wie in New York City; im Großraum Sudogwon rund um die Primatstadt leben rund 25 Millionen Menschen, das ist die Hälfte aller Einwohner des Landes.


Das Metronetz in Seoul ist ein wenig komplexer als in Haifa (und dieser Plan zeigt lediglich die Metropolitan Area).

Angesichts all dessen bleibt wenig Raum für Tradition, wie am Gyeongbokgung-Palast in der Stadtmitte. Mit der Eliminierung koreanischer Kulturdenkmäler während der japanischen Herrschaft zwischen 1910 und 1945 wurde der von einer malerischen Bergkulisse umgebene Palast leider größtenteils zerstört und erst seit den neunziger Jahren wieder rekonstruiert.


Überall, wo zwischen den modernen Bauten Geschichte durchblitzt, lieben die Koreaner es, sich zu verkleiden. Ein Kostümverleih gehört daher zu jeder historischen Touristenattraktion dazu wie der obligatorische Souvenirshop.

Damit spiegelt die „Stadtentwicklung“ Seouls ziemlich gut die jüngere Geschichte Koreas wider: Jahrzehntelang von den Großmächten herumgeschubst und internationaler Spielball im Kalten Krieg, gelang den Südkoreanern der Wiederaufbau und wirtschaftliche Aufschwung ihres Landes in weniger als vier Jahrzehnten, so dass das Land der Morgenstille heute zu den vier Tigerstaaten zählt.

Wie sagte schon der berühmte Stadtplaner Pierre Banlieue: „Every city has a soul, you just have to find it“ …

3 Gedanken zu „A City without Soul?

  1. Ihr scheint das Seelchen noch nicht ganz gefunden zu haben. Ist aber auch schwierig in so kurzer Zeit. Japanische Städte sind ähnlich spröde.

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