Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt gilt als einer der umstrittensten heiligen Orte der Welt. Nach jüdischem Glauben ist auf diesem Felsen die Welt gegründet worden und hier habe sich auch die Bundeslade befunden, die unter anderem zwei Steintafeln mit den Zehn Geboten beinhaltete, die Moses von Gott erhielt. Nach diversen Tempelbauten, Eroberungen, Zerstörungen und Wiederaufbauten steht an dieser Stelle heute der Felsendom, eines der Hauptheiligtümer des Islams, während für die Juden die Klagemauer unterhalb des Plateaus zur Gebetsstätte geworden ist. 144.000 Quadratmeter Felsen und ein 3000 Jahre währender Konflikt.

Wie fragil der Status zwischen Israelis und Palästinensern immer noch ist, lässt sich an der Mughrabi-Brücke am Tempelberg ablesen. Während die Jerusalemer Altstadt inklusive Klagemauer seit dem Sechstagekrieg unter israelischer Kontrolle ist, wird der Tempelberg mit dem Felsendom und der al-Aqsa-Moschee von der islamischen Waqf-Behörde verwaltet. Der einzige Zugang zum Tempelberg und Felsendom für Nicht-Muslime (ausländische Muslime müssen ihre Zugehörigkeit zum Islam an den anderen Toren mit Papieren oder „Fachwissen“ belegen) führt über eine Brücke von dem Platz vor der Klagemauer hinauf. Die Holzbrücke wurde errichtet, nachdem die ursprüngliche Erdrampe vor 15 Jahren bei einem leichten Erdbeben beschädigt wurde, als Provisorium für einige Monate gedacht, bis die Rampe wieder instandgesetzt sein würde. Doch als Israel mit archäologischen Untersuchungen der Bausubstanz begann, kam es zum Eklat. Die UNESCO schickte internationale Inspektoren, da Israel den Status quo im „besetzten Gebiet“ ändern wolle, und die arabischen Staaten drohten mit Krieg. So steht die provisorische Holzbrücke als Zugang zum Tempelberg noch heute, darunter ein Schuttberg alten Gesteins.

Lesetipp: Unser Wissen über den Tempelberg und dessen religiöse Hintergründe stammt aus Harry Mulisch’ Totalroman Die Entdeckung des Himmels, großartig verfilmt mit Stephen Fry in einer der Hauptrollen.