Shipwrecking

Shipwrecking

Steht man wie wir auf Lost Places an Land, ist es nur ein weiterer Schritt an den Strand zu Schiffswracks, den „Lost Places der Meere“, von denen die Ostküste Australiens voll ist.

Eines davon ist die Maheno am Strand von Fraser Island, eine Insel, die auch ohne Vorlieben für angerostete Schiffsrümpfe einen Besuch wert ist (in der Sprache der Aboriginies heißt die Insel K’gari, was übersetzt „Paradies“ bedeutet). Doppelt so groß wie Rügen, besteht Fraser Island abgesehen vom Vulkangestein, von dem der 120 Kilometer lange (!) Strand schwarzbrockig getupft ist, komplett aus Sand. In Zeiten globaler Erwärmung und weltweiter Erosion ist die größte Sandinsel der Welt damit eine der wenigen Inseln, die jährlich durch neue Sandablagerungen wachsen.

Trotz des „Highways“ (und der Flugzeuglandebahn) am 75 Mile Beach im Osten der Insel, kann der Nationalpark nur mit 4×4-Fahrzeugen befahren werden.

Was auch gut so ist, denn auf der Fahrt zum ultraklaren Grundwassersee Lake McKenzie im Inselinneren wurden wir auf den weichen Sandwegen ganz schön durchgeschüttelt.

In ihren goldenen Zeiten war die SS Maheno als Luxusliner zwischen Australien und Neuseeland eingesetzt, bevor sie im ersten Weltkrieg als Lazarettschiff genutzt und 1935 außer Dienst gestellt wurde. Auf ihrer Abwrackfahrt nach Japan wurde die mittlerweile manövrierunfähige Maheno von einem anderen Schiff geschleppt, als in einem für die Jahreszeit untypischen Zyklon das Schleppseil riss und die Maheno mit ihrer Skeleton Crew* an Bord an den Strand von Fraser Island gespült wurde. Versuche, das havarierte Schiff wieder flott zu machen, scheiterten, so dass man es beließ, wo es war. Erstaunlich gut erhalten, denn im Jahr darauf feierte einer der Zollbeamten, die für das Schiff verantwortlich waren, seine Hochzeit auf dem immer noch komplett ausgestatteten Luxusliner. — Das hätten wir uns auch als Wedding Location gefallen lassen!


Hochzeitsmarsch mit Schlagseite (Quelle: Pinterest)

Im Laufe der Jahre verschwand das Inventar der Maheno dann nach und nach (und soll heute in vielen Haushalten im nahe gelegenen Hervey Bay zu finden sein); wie es allerdings den Strandräubern gelang, den Bechstein-Konzertflügel von Bord und über den Sandstrand zu schaffen, ohne dass es jemand bemerkte, bleibt bis heute ein Rätsel.

85 Jahre später ragen nur noch die verwitterten und verrosteten Aufbauten der Maheno malerisch verfallen aus dem weißen Sand, umspült von den Wellen des Pazifik.

Ganz anders auf Moreton Island 200 Kilometer südlich vor der Küste Brisbanes. In den Fünfzigern war die Insel Standort der Tangalooma Whaling Station, der größten Walfangstation Australiens, bis sich diese durch Dezimierung der Buckelwalbestände in der Region von 10.000 auf 500 Exemplare ihrer eigenen Existenzgrundlage beraubte. Als der Tourismus auf der Insel einsetzte, wurden zwischen den sechziger und achtziger Jahren vor der Küste der Insel 15 Schiffe, alte Schwimmbagger und Lastkäne, mit Dynamit gesprengt und bewusst versenkt, um einen geschützten Ankerplatz für Segelboote zu schaffen.

In Zeiten, in denen weltweit auf den Meeresböden Unterwasserkunst für Tauchspots geschaffen wird, eine echte Touristenattraktion, die bei kristallklarem Wasser in geschützten Gewässern zum Schnorcheln und Kayaken einlädt (auch wenn die sicherheitsbewussten Australier leider vor ein paar Jahren die oberen Decks entfernt haben, nachdem die Zahl der Touristen, die auf den instabilen Aufbauten für Fotos posierten, überhand nahm).

Ebenfalls eine Sandinsel, ist Moreton Island zugleich „the fastest moving island in the world“. Jährlich trotzen die Gezeiten dem Strand an der Westküste einige Zentimeter ab, während sich an der Ostküste neues Land bildet. Damit dem Resort auf der Insel nicht der Boden unter den Füßen weggespült wird, heißt es daher regelmäßig Sand an den Strand tragen.

Die Tangalooma Wrecks lassen sich von Land, über und unter Wasser bestaunen, an besten jedoch bei einem Hubschrauberflug aus der Luft:

* Die Skeleton Crew bezeichnet die minimal auf einen Schiff erforderliche Mannschaftsstärke, auch wenn vor unseren Augen dabei Bilder aus Fluch der Karibik erschienen.

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