Island of Gods

Island of Gods

Nach zwei tollen Monaten durch Japan, davon zwei Wochen in Tokio mit zehn Millionen Einwohnern, Goldener Woche, vollgestopften U‑Bahnzügen und Menschen, Menschen, Menschen kam uns unsere Auszeit von der Auszeit auf Bali gerade recht. Wie bei unserer ersten Weltreise, als wir zwischen Südostasien und Südamerika entspannte Tage in der Südsee verlebt haben, bot uns nun die „Insel der Götter“ Gelegenheit, die Eindrücke und Erlebnisse unserer bisherigen Reise zu verarbeiten und nach all den Unternehmungen einfach mal nichts zu tun.

Wenn man wie wir gerade drei Monate lang auf eigene Faust Länder bereist hatte, in denen die Mehrzahl der Bevölkerung nicht einmal Englisch spricht, fühlte sich das vollumfassende touristische Wohlfühlprogramm auf Bali (Airport Shuttle, Frühstück aufs Zimmer, „Would you like some more?“) im ersten Moment allerdings etwas eigenartig an. Doch dann beschlossen wir, es einfach zu genießen.

Allein auf der kurzen Fahrt von unserer Villa in den nächsten Ort Seminyak sahen wir mehr westliche Touristen als in ganz Südkorea. Im Town Center von Seminyak dann Touristen-Boutiquen, H&M und eine Shopping Mall. Das hatten wir nun gerade nicht gesucht. Dazwischen Motorroller, Autos, Motorroller, Taxis, Motorroller, Fußgänger, Motorroller und ein mutiger Tourist auf einem Fahrrad.

Da es an den schmalen Straßen Balis, die in einem Spinnennetz über die Insel mäandern, kaum Fußwege gibt, ist ein gemütliches Schlendern und Erkunden der Umgebung praktisch unmöglich, weil du ständig aufpassen musst, dass vor, neben, hinter — und wenn du Pech hast, über — dir sich kein anderer Verkehrsteilnehmer seinen Weg bahnt. Eine ganz schöne Umstellung für Reisende aus dem Land der sprechenden Ampeln. Nicht anders als anderswo in Asien, mit dem Unterschied, dass das Verkehrsaufkommen auf Bali durch die Touristenströme, die sich über die Insel ergießen, ungleich höher ist. Konnte es sein, dass hier mehr Verkehr herrschte als in der City von Tokio? Wir waren froh, als wir den Massentourismus in Strandnähe hinter uns lassen und in den Frieden unserer Poolvilla zurückkehren konnten.

Aber genau diese Gegensätze machen schließlich das Reisen aus, oder? Eben noch stehst du auf dem Tokio Skytree und blickst auf eine Megacity, die sich in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckt, dann plötzlich findest du dich in einem balinesischen Reisfeld wieder, während über dir Papierdrachen Gebete in den Himmel tragen. Und plötzlich scheint Japan nicht 48 Stunden, sondern eine Ewigkeit entfernt. Und Israel? War das wirklich dieselbe Reise? Ist es. Und es fühlt sich großartig an!

„Wenn ihr das ursprüngliche Bali wollt, geht nach Ubud“, rieten uns alle, die wir fragten.

Nur anderthalb Fahrstunden entfernt im Hochland von Bali gelegen und von Regenwald umgeben, bietet Ubud tatsächlich eine andere Atmosphäre als die Küstenorte im Süden. Zwar macht sich der Tourismus auch hier bemerkbar: an der Hauptstraße an jeder Straßenecke fünf Tempel, vier Restaurants, drei Shops, zwei Hotels, ein Ralph-Lauren-Poloshirt-Geschäft und ein Coworking Space. Coworking Space? Ja, denn die digitalen Nomaden haben Bali mit toller Landschaft, entspannter Atmosphäre, schnellem Internet, leckerem Essen und billigen Preisen für sich entdeckt, so dass die geschäftstüchtigen Balinesen zwischen veganen Restaurants und glutenfreier europäischer Küche auch klimatisierte Büroräume mit Schreibtischblick auf die Reisfelder anbieten. Dennoch herrscht in Ubud eine andere Stimmung. Weniger Massentourismus und Partytouristen als im Süden der Insel, dafür mehr Aussteiger-Hippie-Atmosphäre. Und siehe da, kaum fuhren wir aus dem Ort heraus, fanden wir zwischen Reisterrassen und hinduistischen Tempeln in den kleinen Villages tatsächlich the real Bali.

„Have you seen it? Have you seen it?“, fragte unser Guide Komang, der am Wagen geblieben war, als wir von der Besichtigung der Pura-Besakih-Tempelanlage am Fuße des Agung-Vulkans zurückkehrten.
„Seen what? The tem­ples?“ Natürlich hat­ten wir die gesehen.
„No, the eruption of the volcano.“

Mit mehr als 3000 Metern die höchste Erhebung der Insel, kamen beim letzten großen Ausbruch des Mount Agung im Jahr 1963 mehr als eintausend Menschen ums Leben. Danach wurde es ruhiger um den als heilig geltenden Vulkan, doch seit 2017 kommt es immer wieder zu kleineren Eruptionen, zuletzt kurz vor unserem Abflug aus Japan — und während unseres Tempelbesuchs.
Hört man Geschichten wie „Die Einwohner des kleinen Dorfes am Fuße des Vulkans wurden im Schlaf von den Lavamassen über­rascht“, denkt man unwillkürlich, das mü­ssen die doch vorher gemerkt haben, ein Grollen oder eine Er­schütterung, während die Lava anrollte, doch abgelenkt von den Tempelanlagen um uns herum haben auch wir tatsächlich nic­hts davon mitbekomme­n.
Scheint, als würden wir wie auf unserer letzten Reise die Naturkatastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche anz­iehen, um ihnen da­nn knapp zu entgehen.

Aber keine Angst: Das klingt jetzt alles sehr dramatisch, wird aber relativiert, wenn man weiß, dass die Tempelanlag­en, die wir besi­chtigten, bis zu 1100 Jahre alt und in all den Jahrhund­erten stets vom Lavastrom des Agung verschont geblieben sind.

Eine ganz andere Welt erwartete uns dann auf den Gili-Inseln. Nachdem die laute biertrinkende Glitzerbikinifraktion auf Gili Trawangan von Bord des Speedboats gegangen war, steuerten wir in aller Ruhe Gili Air an.

Geli auf Gili

Auf den Gili Islands ist das touristische Leben klar aufgeteilt: Gili Trawangan (Backpacker-Jargon: Gili T), die größte der drei Inseln, ist als Party Island bekannt, die kleinste Insel Gili Meno als verschlafenes Honeymood-Paradies und Gili Air liegt irgendwo dazwischen. Weißsandige Traumstrände, türkisfarbene Turtle-Snorkel-Reefs und Schirmchendrink-Sunsets gibt es auch hier, doch alles läuft ganz gemächlich und entspannt ab. Auf Gili Air gibt es keine Autos und keine Motorroller, nur Pferdekutschen und Fahrräder.

Hinzu kam, dass das Speedboat von Bali aufgrund der Wetterverhältnisse auf See zwei Tage nach unserer Ankunft nicht mehr verkehrte und die Anzahl der Gäste auf der Insel, von denen einige mit der „Slow Ferry“ über Lombok abreisten, daher beständig abnahm.

Die andere Seite des Paradieses: Überall auf Gili Air, das durch das Erdbeben im August 2018 ebenso in Mitleidenschaft gezogen wurde wie die Hauptinsel Lombok, sind noch Spuren der Zerstörung zu sehen.

Was für ein Gegensatz zu dem geregelten Leben in Japan; hier lief alles nach Gili-Time. Freundlich und hilfsbereit, gaben die Gilinesen zugleich eine Lektion, was es bedeutet, nicht mehr zu arbeiten als man zum Leben braucht — und dabei seinen Spaß zu haben.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Zum Abschluss unserer Zeit auf Bali unternahmen wir im Süden der Insel eine Zeitreise.

Nach einer anstrengenden zwölfstündigen Rückreise von Gili Air, bei der die „Slow Ferry“ ihrem Namen alle Ehre machte, bot unser kunstvoll gealtertes Heritage Hotel im Kolonialstil den perfekten Rückzugsort, um noch ein paar Tage die Seele und die Füße baumeln zu lassen, bevor es nach entspannten Wochen auf Bali weiter nach Australien geht.

 

5 Gedanken zu „Island of Gods

  1. donald hatte ja einen tag nach deinem vater geburtstag, wurde aber schon 85! leider gabs den in legoland nicht, da musste ich auf dagobert ausweichen, aber zu eurem thema: die unterkuenfte sind einmalig schoen, da hatten wir nur schlafkojen auf Romo/nordfriesland….

  2. Chuck and I are loving your blog! Bali looks like paradise, especially after the noise and throngs of southeast Asia and Japan. We admire your travel spirit so much and hope we can connect when you go through Canada!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert