Neun Monate, fünf Kontinente

Neun Monate, fünf Kontinente

Mehr als neun Monate ist es her, dass Olaf und Geli zu ihrer zweiten Reise um die Welt aufbrachen. Round the World again sprach mit den beiden Weltreisenden über Spontanität und Planung, Round-the-World-Tickets, Auswanderungsländer und James Cook.

Round the World again: Zum zweiten Mal auf Weltreise! Erzählt mal. Wie war die zweite Reise im Vergleich zur ersten?

Geli: Genauso toll. Und doch ganz anders.
Olaf: Same same but different. (lacht)

Round the World again: Inwiefern genauso?

Geli: Das Gefühl der Freiheit war dasselbe. Schon nach 24 Stunden war es, als hätten wir zwischendrin lediglich drei Jahre Pause gemacht.

Round the World again: Und was war anders?

Olaf: Die erste Reise hat uns und unser Leben stark verändert: Wir haben beide unsere Jobs gekündigt, uns von der Anstellung-bedeutet-Sicherheit-Idee gelöst, Geli hat sich beruflich neu orientiert, ich hab mich selbstständig gemacht, wir haben einen Verlag gegründet und ein Buch veröffentlicht. Das ist etwas, was bei der zweiten Reise nicht mehr so ausgeprägt war. Wahrscheinlich, weil wir uns und unser Leben bereits anders ausgerichtet hatten.

Round the World again: Das heißt, ihr habt euch diesmal gar nicht verändert?

Geli: Äußerlich auf jeden Fall. (lacht)

Hamburg, Januar 2019 (Foto: privat)

Marokko, Oktober 2019 (Foto: privat)

Olaf: Was sich noch mehr verändert hat, ist unser Blick auf andere Kulturen. Normalerweise siehst du eine Gruppe Asiaten, die sich gegenseitig vor einem Touri-Hotspot ablichten, bevor sie schnell wieder in den Bus springen, und denkst: Aha, Japaner. Aber nachdem wir selbst zwei Monate Hauptdarsteller in „Zwei Langnasen im Land der aufgehenden Sonne“ waren, haben wir die asiatischen Touristen in Australien und Kanada mit anderen Augen gesehen.

Geli: Und nach und nach lernten wir, die verschiedenen Völker auseinanderhalten zu können. Denn auch die Chinesen und Koreaner beginnen die Welt zu erobern und machen in Australien bereits einen großen Anteil der Besucher aus.
Olaf: Und irgendwann erkennst du sie nicht nur am Aussehen, sondern auch am Verhalten.
Geli: Das ist noch etwas, was sich durch beide Reisen verändert hat. Man beurteilt Menschen immer weniger danach, was sie sind, sondern wie sie sich verhalten. Ein unhöflicher Mensch ist ein unhöflicher Mensch, ob Deutscher, Israeli oder Chinese.
Olaf: Was auch anders war: Wir haben uns diesmal mehr Zeit genommen, sind länger an einzelnen Orten geblieben. Da wir viel Airbnb gemacht haben und in Australien meistens ganze Apartments angeboten wurden, hatten wir genug Raum, um uns für ein paar Tage an einem Ort niederzulassen.

Top Five: Eine Auswahl der gebuchten Unterkünfte

Geli: Und auch mal selbst zu kochen, was wir auf der ersten Weltreise ganz selten gemacht haben.

Round the World again: Und Einheimische zu treffen?

Olaf: Bei Apartments beschränkte sich das professionell betriebene Airbnb leider oft auf ein paar Textnachrichten und eine unpersönliche Keybox in einem Straßenversteck, in der wir unseren Schlüssel fanden. Dann aber wieder lernten wir beim Check-in supernette Gastgeber kennen, zum Beispiel in Jerusalem oder in Tel Aviv.
Geli: Oder in Vancouver, als wir unser Zimmer bei Matthew und Darya hatten und mit ihnen auf der Dachterrasse bei einem Sundowner Reiseerlebnisse ausgetauscht haben.

„Worst-of“ der nicht gebuchten Unterkünfte (Fotos: Booking.com, Airbnb)

Round the World again: Was war noch anders?

Olaf: Wir haben diesmal noch mehr Kultur gemacht. Nicht nur Museen, wir waren auch im Kino, beim Modern Dance und sogar in der Oper.
Geli: Und wir waren flexibler, hatten dieses Mal kein Round-the-World-Ticket.
Round the World again: Also alles ganz spontan?
Geli: Dafür, dass vor Beginn der Reise die Grundidee zwei Monate Kanada, zwei Monate Japan stand, hat sich vor und vor allem während der Reise noch vieles an unserer Reiseroute geändert.
Olaf: Und plötzlich, im Gespräch mit einem balinesischen Taxifahrer, ging uns auf, dass wir, ohne es direkt geplant zu haben, unsere Füße am Ende auf alle fünf Kontinente gesetzt haben würden.
Geli: Ganz ohne Planung ging es dennoch nicht — und so ganz konnten wir zwei auch nicht aus unserer Haut –, denn viele der Länder, die wir bereist haben, verlangten bei der Einreise einen Nachweis, wie und wann man beabsichtigte, das Land wieder zu verlassen.
Olaf: Und es gab Rahmenbedingungen. Anfang Juni begann in Japan die Regenzeit, also war das ein guter Zeitpunkt, um weiterzufliegen. Und da wir unsere Aufenthalte in den Nationalparks im Westen Kanadas während der Hauptsaison ohnehin bereits vor der Reise buchen mussten, war Anfang August für Kanada ebenfalls festgelegt.

Round the World again: War die Reise ohne Round-the-World-Ticket nicht viel teurer?

Geli: Ganz im Gegenteil. Da wir nicht auf den Tag genau festgelegt waren und unsere Tickets mit ausreichend Vorlauf gebucht haben, waren viele Flüge, zum Beispiel von Sydney nach Vancouver, wirklich preiswert und wir sind am Ende, was das angeht, deutlich günstiger um die Welt gereist als mit dem Round-the-World-Ticket.

Round the World again: Mit welchen Verkehrsmitteln seid ihr sonst noch gereist?

Olaf: Statt uns auf ein bestimmtes Fortbewegungsmittel festzulegen, so wie „Kanada bereisen wir mit dem Mietwagen“, waren wir diesmal sehr flexibel, was den Transport anging.
Geli: Und da ist einiges zusammengekommen: Flugzeug, Bus, Bahn
Olaf: Pferdewagen, Straßenbahn, Taxi
Geli: Shinkansen
Olaf: Mietwagen, Wohnmobil, Fähre, Fahrrad
Geli: Tandem, Schnellboot, Hubschrauber
Olaf: U-Bahn, Jeep, Seilbahn
Geli: Ice Explorer, Kamele

Best-of der Transportmittel rund um die Welt

Olaf: Und zu Fuß. Irgendwann haben wir einen Schrittzähler auf unseren Smartphones installiert, einfach nur, um herauszufinden, wie viele Schritte wir so tun, wenn wir einen neuen Ort erkunden.

Round the World again: Und?
Geli: So zehntausend bis fünfzehntausend Schritte kamen an einem Tag schon zusammen.

Round the World again: Gab es einen roten Faden entlang der Reiseroute?

Olaf: Jemand, dem wir immer wieder begegnet sind, ist James Cook. Wohin wir auch kamen, zum Great Barrier Reef, nach Fraser und Moreton Island, nach Sydney, auf Vancouver Island oder Nova Scotia, Cook war immer schon da gewesen, 250 Jahre vor uns. Beeindruckend, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen Cook das alles bereist (und kartographiert) hat.

Der Urvater aller Weltumrunder: Captain James Cook

Round the World again: War ein Land dabei, in dem ihr euch vorstellen könntet zu leben?

Olaf: Kanada, hätten wir vorher gedacht.
Round the World again: Aber?
Olaf: Vielleicht waren unsere Erwartungen zu hoch, aber am Ende erwies sich Kanada nicht als das „gelobte Land“, das wir uns vorgestellt hatten. Nicht, dass die zwei Monate dort nicht schön gewesen wären, aber dort leben?
Geli: Wir sind ja eher Stadtmenschen und die Städte in Kanada haben uns nicht so sehr gereizt.
Olaf: Dann schon eher Australien.
Geli: Oh ja!
Round the World again: Warum dort?
Geli: Australien hat diese einzigartige Mischung aus gutem Wetter, Weitläufigkeit, Exotik, hohem Lebensstandard, entspanntem Aussie Style und supernetten Menschen.

Round the World again: Was war sonst noch besonders?

Geli: Eine Sache, die uns dort aufgefallen ist, ist der Nationalstolz, dem wir Deutschen aus historischen Gründen ja eher zwiespältig gegenüberstehen — außer vielleicht zur Fußball-Weltmeisterschaft. In Australien hingegen steht ganz selbstverständlich auf den Müslipackungen Proudly Australian made and owned und in Kanada war die rot-weiße Ahornfahne allgegenwärtig.

Round the World again: Wirft man einen Blick auf die Routen eurer ersten und zweiten Reise, bekommt man das Gefühl, ihr hättet bereits alles von der Welt gesehen.

Geli: Nix! Die Liste der unbereisten Länder ist noch lang.
Round the World again: Heißt das, es wird eine Weltreise Nummer drei geben?
Olaf: Wir lassen einfach alles auf uns zukommen. Das hat beim letzten Mal auch gut geklappt.

Round the World again: Ein schönes Schlusswort. Danke für das Gespräch. — Und willkommen zu Hause!

2 Gedanken zu „Neun Monate, fünf Kontinente

  1. Wow Geli and Olaf. Your experiences must have broadened your outlook. You are quite a unique pair of wonderful people. Good luck in whatever you do next. I enjoyed taking part of the journey with you.
    Best wishes to you both and your families back home.
    Richard.

    1. Thank you so much for your nice words and your warm welcome, Richard!
      It was always a pleasure knowing that you at our side (and our site ;−) everywhere around the world.
      Love,
      Olaf & Geli

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