Ruin Porn in der Sultansstadt

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Mulai Ismail (1645–1727) gilt als einer der grausamsten Herrscher der Geschichte, der seine willkürlichen Todesurteile gern persönlich vollstreckte und mit seinen vier Frauen und 500 Haremsdamen angeblich 888 Kinder hatte. Damit stammt rein statistisch halb Marokko von ihm ab.


Sultan Mulai Ismail: kein Mann von kleinen Visionen

Nachdem er mit Hilfe seiner Armee einen marokkanischen Einheitsstaat durchgesetzt hatte, begann Ismail in Meknès, einer der vier Königsstädte Marokkos (Fès, Marrakesch, Meknès und Rabat), in typischer Despotenmanier mit dem Bau einer gigantomanischen Palastanlage, die von einem Arbeiterheer aus tausenden europäischen und nordafrikanischen Sklaven errichtet wurde.

Das Erdbeben von Lissabon (das nicht nur die portugiesische Hauptstadt fast vollständig zerstörte, sondern auch in den Niederlanden Schiffe aus der Verankerung riss und noch in Finnland zu spüren war) setzte den Bautätigkeiten 1755 ein Ende und zerstörte viele Gebäude der geplanten Sultansstadt.

Übrig blieben kilometerlange, meterhohe Mauern, die dem Besucher ein Gefühl von den Ausmaßen des Bauvorhabens geben, halb verfallene Stallungen für tausende Kamele und Pferde sowie das Mausoleum des Herrschers, das während unseres Besuchs in der Stadt allerdings wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Doch wer will schon üppige Stuckornamente und Wanddekors sehen, wenn er solche Bilder haben kann?

Filmtipp: Die Palastmauern und Stallanlagen in Meknès dienten 1988 als Jerusalem-Kulisse für Martin Scorceses Film Die letzte Versuchung Christi.

2 Gedanken zu „Ruin Porn in der Sultansstadt

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